Register für Psychopharmaka-induzierte Gewalttaten

 

An
die Polizeibehörde / das Innenministerium
der Stadt / des Landes ...

 

 
11.03.2013

Sehr geehrte ...,

 

die Liste der Nebenwirkungen verschiedener Psychopharmaka beinhaltet gesteigerte Aggressivität und auch Gewaltausbrüche. In den letzten Jahren werden zunehmend Gewaltausbrüche oder sogar Amokläufe in Europa und auch in Deutschland beobachtet - parallel dazu steigt die Verordnung von Psychopharmaka rasant.

 

am 12.04.2012 hat sich unser Verein mit der Bitte an Sie gewendet, bei Ihrer Dienststelle ein Register einzurichten bzw. sich dafür einzusetzen, in dem Gewalttaten im Zusammenhang mit Psychopharmaka erfasst werden und den Aspekt der Psychopharmaka induzierten Gewalttaten bei polizeilichen Ermittlungen routinemäßig zu prüfen.


Leider haben wir diesbezüglich keine Rückmeldung bekommen.


Aus aktuellem Anlass müssen wir Sie erneut darauf hinweisen, dass ein solches Register dringend notwendig ist. Der Zusammenhang zwischen Gewalt und dem Einsatz von Psychopharmaka ist mittlerweile auch wissenschaftlich erbracht.

Am 18.02.2013 strahlte die ARD eine 44-minütige Dokumentation aus mit dem Titel: "Gefährliche Glückspillen - Milliardenprofite mit Antidepressiva". Die Sendung ist auf YouTube als Video abrufbar unter:
https://www.youtube.com/watch?v=4Uk4f_hMvT4


Diese Dokumentation belegt anhand unterschiedlicher Beispiele, wie manche Straftäter erst nach Einfluss und durch die Nebenwirkung bestimmter Psychopharmaka straffällig werden.

In Harkema, in den Niederlanden, hatte Wilhelm Isardi unter dem Einfluss eines Antidepressivums einen Nachbarn mit einer Pistole angegriffen und getötet.

Der zuständige Richter ordnete in diesem Verfahren einen wissenschaftlichen Test an, der nachweisen sollte, ob es eine Verbindung zwischen dem an den Täter verordneten Antidepressivum und seinem aggressivem Verhalten gibt.


Der 50-seitige Bericht vom 30.01.2012 über diesen Test kam zu dem Schluss, dass die verordneten Antidepressiva den Täter aggressiv machten. Damit wurde die Verbindung zwischen einem Medikament und Aggressivität zum ersten Mal wissenschaftlich nachgewiesen. Den 4-minütigen Bericht über das Tötungsdelikt in Harkema können Sie ebenfalls in dem Filmbeitrag der ARD entnehmen (ab Minute 21:30 im Video).


Prof. Bruno Müller-Oerlinghausen, Pharmakologe und ehem. Vorsitzender der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft, beschäftigt sich seit fast 30 Jahren mit dieser Gruppe von Antidepressiva. Er sagt:
Das wirkt erstaunlich und paradox, aber es ist so, dass ein Mittel gegen Depressionen, was doch eigentlich die Suizidalität reduzieren sollte, dass das gleichzeitig, in manchen Fällen, Suizidalität auslösen kann. Das ist paradox.“


Dass ein Gericht quasi einen wissenschaftlichen Test angeordnet hat, das ist einzigartig und die Ergebnisse sprechen ja dafür, dass die Hypothese eben stimmt: SSRIs können bei bestimmten Personen Aggressivität, schlimme Aggressivität auslösen bis hin zu Mordimpulsen.“


In dem ARD-Bericht wird auch dokumentiert, dass und wie die pharmazeutischen Hersteller dieser Mittel diese ihnen zum Teil schon seit Jahrzehnten bekannten gefährlichen Nebenwirkungen unter Verschluss gehalten und den Zulassungsbehörden vorenthalten haben. Vor diesem Hintergrund wurden in den USA in den letzten Jahren Straf- und Zivilprozesse gegen einige der großen Pharmakonzerne geführt, die zu Straf- und Schadenersatzzahlungen in Milliardenhöhe führten.


Ich bitte Sie, sich im Namen aller Opfer (in diesem Fall sogar der Täter, welche möglicherweise erst nach Verabreichung eines Psychopharmakons gewalttätig wurden), für die Einrichtung eines Registers einzusetzen, in dem Gewalttaten im Zusammenhang mit Psychopharmaka erfasst werden und den Aspekt der Psychopharmaka induzierten Gewalttaten bei polizeilichen Ermittlungen routinemäßig zu prüfen.


Es sollte zuerst nach Hinweisen auf eine Einnahme von Antidepressiva untersucht werden, wobei jedoch auch andere Psychopharmaka als „Nebenwirkung“ gewalttätiges und aggressives Verhalten verursachen können. Gewalttätiges Verhalten ist besonders auch nach dem Absetzen eines Psychopharmakons beobachtet worden. In diesem Fall kann also immer noch der Kausalzusammenhang hergestellt werden, jedoch nicht mehr durch einen Nachweis des Psychopharmakons im Blut, sondern in den Haaren oder im Fettgewebe etc..

 

Im Falle einer Körperverletzung, bei der dem Täter Psychopharmaka mit gewaltverursachendem Potential verabreicht wurde, sollte der verantwortliche Psychiater oder Mediziner für die Taten seines Patienten eine erhebliche Mitschuld tragen und entsprechend rechtlich zur Verantwortung gezogen werden.

 

Staatsanwalt und Polizei müssen bei Ermittlungen den mittlerweile auch wissenschaftlich erwiesenen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Psychopharmaka und den daraus möglichen Gewalttaten berücksichtigen. Die Zahl der Verabreichungen von Psychopharmaka in Deutschland wächst ständig und damit die Problematik Psychopharmaka-verursachter Gewalttaten. Auch kriminologische Institute müssen sich stärker mit dem Aspekt „Psychopharmaka-induzierter Gewalttaten" beschäftigen und  Forschungsaufträge müssen zu dieser brisanten Thematik vergeben werden. In Fällen, in denen ein Täter sich nach seiner Tat selbst gerichtet hat, darf eine strafrechtliche Ahndung nicht weiterhin damit abgeschlossen werden. 


Sollten Sie weitere Informationen wünschen, steht Ihnen unser Verein gerne jederzeit zur Verfügung.

 

Ich bitte Sie sehr sich für die Einrichtung eines entsprechenden Registers einzusetzen.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Bernd Trepping

Präsident


Kommission für Verstöße der Psychiatrie
gegen Menschenrechte Deutschland e.V.
Amalienstr. 49 a
80799 München

Tel.: 089 - 273 03 54
Fax: 089 - 28 98 67 04
E-Mail: info@kvpm.de
Website: www.kvpm.de

Postbank München, Kto. 86 584 804, BLZ 700 100 80
Vereinssitz München, VR 8166 Amtsgericht München


Studien

Eine in Kanada durchgeführte Studie über Auswirkungen von Psychopharmaka auf Strafgefangene kommt zu dem Schluss, dass „gewalttätiges und aggressives Verhalten deutlich häufiger bei jenen Gefangenen auftrat, die psychiatrische Tabletten einnahmen.“

 

Eine schwedische Studie, die im Jahr 2000 an 47 jugendlichen Straftätern durchgeführt wurde, kommt zu dem Schluss, dass 40% von ihnen akuten Missbrauch mit einem bestimmten Tranquilizer betrieben, der als „Angstlöser“ bekannt war. Das Mittel ermöglichte ihnen, extrem gewalttätige Verbrechen zu begehen. „Die Drogentäter zeigten keine Schuldgefühle wegen ihrer Gewaltverbrechen“, heißt es in dem Bericht. „Ich fühlte gar nichts, als ich fünfmal auf ihn einstach“, gab ein Teenager zu Protokoll.

 

Unten füge ich einige Beispiele von Gewalttaten aus den USA an, die im Zusammenhang mit Psychodrogen stehen, sowie Aussagen von Medizinern über die Suizidalität und Aggressivität nach der Einnahme von Psychopharmaka. Anzumerken ist, dass sowohl während der Einnahme als auch nach dem Absetzen psychiatrischer Tabletten als Nebenwirkung ein erhöhter Zerstörungsdrang oder sogar ein Drang zum Töten oder zum Selbstmord feststellbar ist.

 
Anlage: "Aufsichtsbehörden warnen vor Psychopharmaka" (5 Seiten)

 

Auf Anfrage kostenlose Zusammenstellung unseres amerikanischen Schwestervereins mit dem Titel:

"Report on the Escalating International Warnings on Psychiatric Drugs" (12 Seiten)


Beispiele so genannter „Amokläufe“ und Gewalttaten nach Psychopharmaka:

16. April 2007: Der 23-jährige Student Seung-Hui Cho erschießt an der Virginia Tech Universität in Virginia, USA, insgesamt 32 Personen und verletzt 23 weitere, bevor er sich selbst tötet. Die Ermittlungsakten sind bis heute unter Verschluss. Bekannt ist aber, dass Seung-Hui Cho in psychiatrischer Behandlung gewesen ist und Psychopharmaka bekommen hat.

21. März 2005: Der 17-jährige Schüler Jeff Weise aus Minnesota, USA, erschießt in einem Amoklauf erst seinen Großvater und dessen Freundin, fährt dann zu seiner Red Lake High School und tötet dort 5 Mitschüler, einen Wachmann sowie einen Lehrer. Danach erschießt er sich selbst. Er steht unter einem Antidepressivum.

8. Juni 2001: Der 37-jährige Mamoru Takuma tötet in einer Grundschule in Osaka, Japan, 8 Schüler und verletzte 15 weitere. Takuma war mehrfach in psychiatrischer Behandlung und nahm an diesem Tag absichtlich eine zehnfache Dosis der ihm verordneten Psychopharmaka.

22. März 2001: Der 18-jährige Jason Hoffmann veranstaltet an der Granite Hills High School in Kalifornien eine wilde Schießerei, verwundet 3 Mitschüler und 2 Lehrer. Er steht unter zwei unterschiedlichen Psychopharmaka

28. Oktober 1999: Ein Richter in den USA (North Dakota) entschied, dass der 24jährige Ryan Ehlis, der seine 5 Wochen alte Tochter erschossen hatte und danach einen Selbstmordversuch überlebte, frei gelassen werden soll. Ein US-Gericht erkannte damit erstmals, dass eine Psychose, die zum Auslöser einer Gewalttat wurde, durch die Nebenwirkungen eines Psychopharmakons verursacht worden war.

25. August 1999: Der 15-jährige Mathew Hardick tötet zuerst seinen Vater und schießt dann auf seine Mutter, die hinter einer Tür Schutz gesucht hat und daher mit Verletzungen davon kam. Eine Zeitung berichtete, dass Mathew unter Psychodrogen stand.

20. April 1999: Der 18-jährige Eric Harris, Anführer des Massakers an der Columbine High School in Littleton, Colorado, eröffnet das Feuer auf seine Mitschüler und tötet 12 Schüler und einen Lehrer, bevor er anschließend Selbstmord begeht. Harris war vorher ein „neues“ Psychopharmakon verschrieben worden.

21. Mai 1998: Der 15-jährige Kip Kinkel erschießt zuerst seine Eltern und eröffnet dann in seiner Schule in Springfield, Oregon, das Feuer auf seine Mitschüler. Dabei tötet er zwei Schüler und verletzt 22 weitere. Kinkel steht unter zwei unterschiedlichen Psychopharmaka.

24. März 1998: Der 13-jährige Mitchell Johnson und der 11-jährige Andrew Golden erschießen 4 Mitschüler sowie einen Lehrer und verletzen 9 weitere Schüler und einen Lehrer der Westside Middle School in Arkansas, USA. Die Täter sind zuvor mit Psychopillen behandelt worden.

25. Mai 1997: Der 18-jährige Jeremy Strohmeyer vergewaltigt und ermordet ein 7-jähriges Mädchen in der Damentoilette eines Casinos in Las Vegas. Bei Jeremy war das so genannte „Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom“ (ADS) diagnostiziert und ein Psychopharmakon verschrieben worden. Er nahm die Pillen seit einem Monat.