Erhöhte Rate kindlicher Todesfälle beim häufigen Einsatz von Antipsychotika - Menschenrechtsverein fordert Verbot der Verschreibung an Kinder & Jugendliche


11. Juni 2020


Sehr geehrte ...

einer der größten Missbräuche in der psychiatrischen Verschreibungspraxis besteht in der so genannten "Off-Label" Verwendung von Psychopharmaka, also die Verschreibung eines Psychopharmakons für einen Zweck, für den es gar keine Zulassung hat. Dies ist auch in Deutschland häufig der Fall, wie das Deutsche Ärzteblatt kürzlich berichtete. Die Folgen für viele der Betroffenen sind fatal.  

Eine aktuelle Studie dokumentiert ein erhöhtes Sterberisiko für den ungeprüften Einsatz von Antipsychotika bei Kindern und Jugendlichen. Ihre vermeintlich gute Verträglichkeit hat dazu geführt, dass atypische Antipsychotika nicht nur in den zugelassenen Indikationen – Schizophrenie und andere Psychosen – verordnet werden. Ein „Off-Label“-Einsatz ist häufig. Risperidon, Quetiapin, Aripiprazol und Olanzapin werden zunehmend auch Kindern und Jugendlichen verordnet, weil sie bei der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) und anderen Verhaltensauffälligkeiten eine beruhigende Wirkung haben. In den USA wurden 2010 mehr als 1,3 Millionen Patienten im Alter unter 24 Jahren mit atypischen Antipsychotika behandelt.

Das kardiovaskuläre Risiko von Antipsychotika ist bei Erwachsenen bekannt. Wayne Ray von der Vanderbilt University School of Medicine in Nashville wollte wissen, ob der Einsatz bei Kindern und Jugendlichen sicherer ist. Der Forscher hat hierzu die Daten von Medicaid, der staatlichen Kran­ken­ver­siche­rung für sozial Bedürftige, im Staat Tennessee ausgewertet.

Im Weiteren werden in dem Artikel die Teilnehmerzahlen der verschiedenen Gruppen und die genauen statistischen Auswertungen genannt. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass in der Gruppe der 30.120 Kinder und Jugendlichen, die mit hochdosierten Antipsychotika behandelt wurden, die Anzahl der Todesfälle um das 4,3-Fache höher war als in der Kontrollgruppe. Dies waren vor allem unerwartete Todesfälle und Herz-Kreislauf-Todesfälle.

Quelle: Deutsches Ärzteblatt 2019, 116(6): "Antipsychotika für Kinder: Gefahr von Off-Label"
https://www.aerzteblatt.de/archiv/205224/Antipsychotika-fuer-Kinder-Gefahr-von-Off-Label 

Dies belegt erneut die Gefährlichkeit dieser Mittel, insbesondere beim gar nicht zugelassenen Einsatz an Kindern & Jugendlichen gegen "ADHS" und andere "Verhaltensauffälligkeiten", wobei es in dieser Studie nur um die Todesfälle ging und die anderen gravierenden Gesundheitsschäden hier gar nicht erfasst wurden.

Wir fordern ein gesetzliches Verbot der Verschreibung von Antipsychotika an Kinder & Jugendliche, aufgrund der mannigfachen katastrophalen Nebenwirkungen, die bis zum Tod führen können.

Bis zum Inkrafttreten des Verbots fordern wir die sofortige Einführung einer bundesweiten Todesstatistik für Kinder & Jugendliche, denen Antipsychotika verordnet werden.

Als Psychopharmaka in den 1950er Jahren auf den Markt kamen, um die Behandlung von Psychiatriepatienten mit dem Skalpell abzulösen, wurde ihre Wirkung von der Industrie als "chemische Lobotomie" gepriesen. Doch Patienten gaben ihnen in den folgenden Jahrzehnten charakterisierendere Bezeichnungen wie "chemische Keule", "chemische Zwangsjacke", "chemischer Knebel", "Betonspritze" etc. - Beschreibungen dessen, wie Antipsychotika das zentrale Nervensystem lahm legen und Menschen auf qualvolle Weise zu einem Gefangenen ihres eigenen Körpers machen. 

Dr. med. Lehmkuhl beschreibt in einem Artikel im Deutschen Ärzteplatt (Dtsch Arztebl 2011; 108(23): A-1328 / B-1113 / C-1113) wie es überhaupt zu der Irreführung kommen kann, dass Ärzte schädigende Arzneimittel verschreiben:

"Ergebnisse klinischer Studien werden unterdrückt und manipuliert, meist dann, wenn deren Ergebnisse nicht den wirtschaftlichen Erwartungen entsprechen. Akademische Zentren tragen dazu bei, indem sie Industriesponsoren in ihren Kooperationsverträgen weitgehend Einfluss auf Inhalte und Zeitpunkt der Veröffentlichung einräumen. Pharmafirmen verweigern Instituten wie dem IQWiG ihre nicht publizierten Studien, die diese zur Erfüllung ihres gesetzlichen Auftrages bei der Bewertung von Arzneimitteln benötigen."

Massive Nebenwirkungen der längeren Verabreichung von Antipsychotika wie Diabetes, Hirnschrumpfung, irreversible Bewegungsstörungen (Spätdyskinesien) und früher Tod sind seit vielen Jahren in der psychiatrischen Literatur bekannt, dennoch werden diese Mittel ungehindert weiter verabreicht.

Laut Felix Hasler, einem Schweizer Neurologen, der über 25 Jahre die Wirkung von Antipsychotika erforscht hat, gibt es bis heute keine eindeutigen Nachweise, dass Neuroleptika überhaupt helfen, (Neuromythologie, Felix Hasler, ISBN 978-3-8376-1580-7)

Weiter hat die englische Psychiaterin Joanna Moncrieff Forschung bezüglich der Streuung der Substanzen im Hirn betrieben und kommt zum Schluss, das mehr unerwünschte Effekte, als erwünschte herbeigeführt werden. Dies geht, was Nebenwirkungen angeht, bis zum Tod. Viele sind dem Irrglauben verfallen, dass moderne Antipsychotika harmloser seien. (The Bitterest Pills: The Troubling Story of Antipsychotic Drugs, 2013).
https://www.amazon.de/Bitterest-Pills-Troubling-Antipsychotic-2013-09-15/dp/B0160EQAUS

Dr. Joanna Moncrieff ist Dozentin für Psychiatrie am University College London und Fachärztin für Psychiatrie. Neben der Veröffentlichung kritischer Artikel über medikamentöse psychiatrische Behandlung und den Einfluss der Pharmaindustrie auf die Psychiatrie ist sie auch Mitbegründerin und Co-Vorsitzende des Critical Psychiatry Network. http://www.criticalpsychiatry.co.uk/

Auch nach der Einnahme immer noch gebräuchlicher Antipsychotika wie Leponex (Wirkstoff Clozapin) und Xeplion (Wirkstoff Paliperidon) besteht Lebensgefahr.
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-132009/agranulozytose-ungeklaerte-nebenwirkung-mit-toedlicher-konsequenz/

Bei Xeplion wurde bei einer Studie in Japan kurz vor Markteinführung in Europa der Tod aufgrund von Ersticken im Schlaf bei 17 von 100 Patienten festgestellt. Sehr häufige Nebenwirkungen von Xeplion sind ausserdem Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Angst, Erkältungen, Reaktionen an der Injektionsstelle, neurologische Symptome einschließlich Tremor und Störungen der Kontrolle der Muskel, Gewichtszunahme, Ruhelosigkeit, Zerstörung des Immunsystems etc.
https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/paliperidon-injektion-in-japan-sterben-17-schizophrenie-patienten-a-963537.html

Zudem weisen mehrere Studien auf den Rückgang der Hirnmasse, vor allem des Frontallappens und der Hirnrinde, hin.
https://www.faz.net/aktuell/wissen/medizin-ernaehrung/neuroleptika-wenn-psychopillen-das-gehirn-schrumpfen-lassen-13379742.html

Dr. med. Volkmar Aderhold und Psychiatrieverbände fordern deshalb eine Todesstatistik psychiatrisierter Menschen. Laut den Daten, die Aderhold vorlagen, verdoppelt sich die Sterberate bei Einnahme eines Antipsychotikums. Bei Nichteinnahme eines Antipsychotikums liegt die relative Sterberate bei bei dem Faktor 1,29. Bei der Einnahme von einem Antipsychotikum steigt die relative Sterberate schon auf den Faktor 2,95. Bei drei Antipsychotika steigt die relative Sterberate sogar auf den Faktor 6,83. Die Suizide sind dabei schon herausgerechnet.

Die gravierenden, motorisch lähmenden & entstellenden und zum Teil irreversiblen Wirkungen von Antipsychotika sind in der psychiatrischen Fachliteratur seit Jahrzehnten beschrieben. Darüber hinaus stellt beispielsweise Dr. Aderhold in seiner Abhandlung "Mortalität durch Neuroleptika", für die er mehrere Studien aus Europa und den USA analysiert hat, u.a. eine um 25-32 Jahre verkürzte Lebenserwartung von Patienten unter Antipsychotikabehandlung fest.

Vorwort von Dr. med. Dieter Lehmkuhl, "Nihil nocere!" ("Vor allem achte darauf, niemandem zu schaden!")
https://www.dgsp-ev.de/fileadmin/user_files/dgsp/pdfs/Artikel_Soziale_Psychiatrie/Artikel_Soziale_Psychiatrie_D._Lehmkuhl.pdf

Dr. med. Volkmar Aderhold, "Mortalität durch Neuroleptika"
https://www.dgsp-ev.de/fileadmin/user_files/dgsp/pdfs/Artikel_Soziale_Psychiatrie/sp_118_5_Mortalitaet_durch_Neuroleptika__Aderhold_.pdf

Beide Ärzte sind langjährig in der Psychiatrie tätig und haben dies in ihren Beiträgen in Soziale Psychiatrie 04/2007 ausführlich behandelt.

Hier finden Sie dazu in deutscher Übersetzung auch das Interview "Psychopharmaka - ein Angriff auf die Menschenwürde" mit dem Medizinjournalisten Robert Whitaker:
https://www.antipsychiatrieverlag.de/artikel/gesundheit/pdf/whitaker-intervew.pdf 
Whitaker ist Autor des bahnbrechenden Buches Mad In America: Bad Science, Bad Medicine, and the Endurung Mistreatment of the Mentally Ill ("Verrückt in Amerika: untaugliche Wissenschaft, untaugliche Medikamente und die fortdauernde Misshandlung der psychisch Kranken")

Arzneimittelbehörden in aller Welt warnen bereits vor den Gefahren und Nebenwirkungen von Antipsychotika und anderen Psychopharmaka, doch der Nutzen-Risiken-Vergleich zeigt eindeutig: es braucht ein komplettes Verbot von Antipsychotika. Hier stellen wir Ihnen anbei einen Überblick darüber zur Verfügung:
<link fakten aufsichtsbehoerden-warnen-vor-psychopharmaka>

www.kvpm.de/fakten/aufsichtsbehoerden-warnen-vor-psychopharmaka/

 

In anderen Gebieten der Medizin würde eine Behandlung mit solchen Auswirkungen als fahrlässige, wenn nicht vorsätzliche (da wissentlich verabreicht) Körperverletzung geahndet werden - nicht jedoch im Bereich der Psychiatrie.

Wir fordern Sie deshalb auf, ein Verbot der Verschreibung von Antipsychotika an Kinder & Jugendliche herbeizuführen. Bis ein solches in Kraft getreten ist, sollte eine bundesweite Statistik der Todesfälle von Kindern & Jugendlichen eingeführt werden, die während oder nach einer Behandung mit Antipsychotika sterben.

Für Rückfragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Andreas Quitt

Kommission für Verstöße der Psychiatrie
gegen Menschenrechte Deutschland e.V.
Beichstraße 12 a
80802 München

Tel.: 089 - 273 03 54, Fax: 089 - 28 98 67 04
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