2002

 

Februar: Der Deutsche Bundestag gibt eine Pressemitteilung heraus zum Thema: „Psychopharmaka an Kinder nicht vorschnell verabreichen – Kinderkommission fordert Aufklärung der Öffentlichkeit über Diagnose und Behandlung von Hyperaktivität“. Ein Auszug: „Es ist nicht hinnehmbar, dass Kinder, bei denen keine hirnorganische Erkrankung vorliegt, zum Teil jahrelang hochwirksame Psychopharmaka verabreicht bekommen. ... ‚Gerade bei der Diagnose und Behandlung von ADHS dürfen nicht vorschnell Psychopharmaka an Kinder verordnet werden‘, erklärt die Vorsitzende der Kinderkommission des Deutschen Bundestages, Rosel Neuhäuser, MdB (PDS)“.4


April: Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marion Caspers-Merk (SPD), teilt mit, dass der Missbrauch des Beruhigungsmittels Ritalin nach dem Willen der Bundesregierung eingedämmt werden soll. Zudem sollen Kinder unter sechs Jahren gar kein Ritalin mehr bekommen. Es sollen nur noch Ärzte das Medikament verschreiben dürfen, die eine einschlägige Zusatzqualifikation besitzen.5


April: Aus einem Antrag von 120 Abgeordneten an den Deutschen Bundestag: „... Der Deutsche Bundestag stellt fest: (...) In der öffentlichen Diskussion wird daher häufig die Frage aufgeworfen, ob es sich bei ADHS lediglich um eine ‚Modeerkrankung‘ handele. Festgemacht wird dies an der Tatsache, dass es sich bei den aufgeführten Symptomen des ADHS um ureigene Charakteristika des kindlichen Wesens handelt – ungebremste Impulsivität, geringe Ausdauer und überschießende Energien. ... Doch die Behandlung mit Methylphenidat [z.B. enthalten in Ritalin und Medikinet] ist nicht unproblematisch: Methylphenidat, das in die Gruppe der Amphetamine gehört und abhängig machen kann, fällt unter das Betäubungsmittelgesetz. ... In der Arzneimittelliste der Ärzte (Rote Liste) werden immerhin mögliche Nebenwirkungen wie Angst, Schlaflosigkeit und Verfolgungswahn aufgeführt“.6