Gegen Elektroschock und operative Gehirneingriffe

 

26.4.1976


In einer Umfrage unter den Besuchern des in den Kinos gegenwärtig laufenden Filmes "Einer flog über das Kuckusnest" ermittelte die deutsche Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte e.V., dass rund 80% der Leute gegen Elektroschockbehandlung und operative Gehirneingriffe der Psychiatrie sind.

 

In einer repräsentativen Meinungsbefragung hatte die Kommission im süddeutschen Raum über 500 Kinobesucher dieses Filmes danach befragt, ob sie der Meinung sind, dass Elektroschockbehandlung auch in den deutschen Anstalten gegeben wird. 67% antworteten mit ja.

 

Anlass zu dieser ungewöhnlichen Umfrage gab der mit 5 Oscars ausgezeichnete Film, der in brutaler Offenheit die Anstaltspraxis psychiatrischer Behandlung mit all der ihr zur Verfügung stehenden Methoden, wie Psychotherapie, Elektroschock und operative Gehirneingriffe zeigt.

 

Jene widerfahren dem Hauptdarsteller "Mac Murphy", der sich nicht mit der Ordnung und der Sinnlosigkeit des Anstaltsalltags abfinden wollte.

 

Die Kommission, die schon seit Jahren gegen Elektroschockbehandlung und operativen Gehirneingriff kämpft und sich für die Menschenrechte der psychisch Kranken einsetzt, wollte deshalb wissen, ob die Kinogänger die gezeigte psychiatrische Behandlungsweise nur für ein Machwerk des Films hielten. 82,9% sehen darin bittere Wirklichkeit.

 

Die Kommission ist über soviel Wirklichkeitssinn des deutschen Kinobesuchers erfreut und findet sich in ihren Bemühungen bestätigt, weiterhin mit voller Unterstützung der Bevölkerung für bessere Rechte der psychisch Kranken zu kämpfen und ein Verbot der schädlichen Behandlungsmethoden zu erreichen.

 

Ein Sprecher der Kommission, Georg Stoffel, meint dazu: "Kaum einer weiß heute, wie es zu der Elektroschockbehandlung kam. Sie wurde 1938 von Cerletti und Bini begründet. Beide waren von der Beobachtung ausgegangen, dass die Tötung von Schweinen im Schlachthof mittels elektrischen Stromes bei zu geringer Dosierung lediglich zu Krampfanfällen führte. Dieses Verfahren ist neben der medikamentösen Behandlungsweise, mitunter auch als chemische Zwangsjacke bezeichnet, bis zum heutigen Tag eine dominierende Therapieform der Psychiatrie geblieben, obwohl man schon 1969 bei zahlreichen Tierversuchen erkannte, dass Elektroschockkrämpfe zu irreparablen Schädigungen der Nervenzellen führen und Verhaltensstörungen, sowie konträre Wesensveränderungen eintreten. Über die Kölner Anstalt Lindenburg erfuhr man kürzlich, dass dort Patienten elektrisch geschockt werden, damit im fortlaufenden Turnus von höchstens vier Wochen die Betten frei werden".

 

Rund 80% der Kinobesucher wollen deshalb Elektroschockbehandlungen in unseren Anstalten nicht länger gutheißen und bewerteten die Schockmethode als brutale Folter, die den Zustand des Patienten verschlimmern.

 

Ähnlich war auch das Meinungsergebnis über operative Gehirneingriffe. 83% würden sie nicht gutheißen und 71% nannten sie unmenschliche Verbrechen, die keiner verantworten kann, manche sogar Persönlichkeitsmord. Nur 26% wollen die Manipulation am Gehirn des Patienten mit seiner ausdrücklichen Zustimmung zulassen und auch dann nur, wenn Aussicht auf Erfolg bestehen würde. 2% der Befragten hatten nichts gegen Gehirneingriffe einzuwenden.

 

Auch Professor Dr. Dr. Helmut Ehrhardt, Präsident der deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Nervenheilkunde, gab in einem Interview, ob Terroristen durch Gehirnoperation geholfen werden könne, zu: "Nein. Ein Arzt kann sie nicht heilen, nur ruhigstellen durch eine Gehirnoperation, aber dann wären sie für immer verstümmelt".

  

 

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Die KVPM wurde 1972 in München von Mitgliedern der Scientology Kirche gegründet und gehört zum weltweit größten Netzwerk zur Aufdeckung von Missbräuchen in der Psychiatrie.