Heilung aus der Steckdose


München, den 20.10.76

 

In München gibt die Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte e.V. nach umfangreichen Recherchen über Elektroschockbehandlungen bekannt, dass über 70% der deutschen Heil- und Nervenanstalten noch immer Elektroschocks an psychisch Kranken anwenden.

 

 

Dieses Ergebnis geht auf eine Umfrage zurück, die die Kommission in Deutschland und in Österreich durchführte. Während in Deutschland fortschrittliche Psychiater bestrebt sind, den Einsatz des Elektroschocks wegen nachweislicher Folgen der Gehirnzellenschädigung vollkommen einzustellen, zeigte sich in Österreich ein geradezu häufiger Gebrauch der "unspezifisch robusten" Schockmethode bis hin zum Exzess. So lag die höchst erhaltene Anzahl von Elektroschocks bei 463 für einen Patienten.

 

Die Kommission, welche durch Schreiben an alle Landesnervenheilanstalten herangetreten war, wollte wissen, wie die "Heilung aus der Steckdose" von Psychiatern (psychiatrischen Krankenanstalten) heute noch verantwortet werden könne, nachdem wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass Stromstöße durch das Gehirn ganze Bahnen von Hirnzellen abtöten und zu Gedächtnisstörungen führen.

 

Im Urteil des Durchschnittsbürgers sind Elektroschocks nach wie vor Foltermethoden. Wissenschaftliche Untersuchungen, die sich im Archiv der Kommission befinden und neuerdings sogar auch im Ostblock erscheinen, rechtfertigen diese laienhafte Ansicht erstmalig.

 

Grundsätzlich wird nach Ansicht der engagierten Verfechter der Elektroschockmethode die Auslösung von künstlichen Krampfanfällen bei psychisch Kranken mittels Elektroschock besonders bei Fällen von akuter Katatonie, eine Form der Schizophrenie und Depression angewandt, weil hier Psychopharmaka nur beschränkt wirksam sind.

 

Die Gegner indes werfen ihnen vor, dass die akute Katatonie nicht Selbstschuld der Patienten ist, sondern "das Produkt einer ambitionslosen Irrenhaustherapie".

 

Wie die Kommission mitteilt, beabsichtigt sie sich für eine Kampagne für ein gesetzliches Verbot des Elektroschocks einzusetzen.

 

 

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Die KVPM wurde 1972 in München von Mitgliedern der Scientology Kirche gegründet und gehört zum weltweit größten Netzwerk zur Aufdeckung von Missbräuchen in der Psychiatrie.