Weitere Isolations-Maßnahmen

gegen Haarer "Burg"-Insassen

 

München, den 6.9.1976

 

Protest gegen widersinnige gesundheitsschädigende Isolationshaft

Seit über einen Monat haben Angehörige der psychisch Kranken in der Haarer "Burg" jetzt auch keine Möglichkeit mehr zur telefonischen Kontaktaufnahme.

 

Dies teilte heute die "Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte e.V." in München mit und forderte die sofortige Aufhebung dieser widersinnigen gesundheitsschädigenden Isolationshaft der psychisch Kranken, "wie wir sie nur noch in Russland wiederfinden".

 

Durch Angehörige und besorgte Bürger, die sich heftig darüber beklagten, dass es ihnen nicht möglich sei, ihre Nächsten in der Burg ungehindert zu erreichen, war die Kommission in letzter Zeit alarmiert worden.

 

Wie die Kommission von den Beschwerenden erfuhr, soll von manchen Pflegern als Grund für die nun fast totalen Isolationsmaßnahmen eine Razzia genannt worden sein, die am 30. Juli wegen angeblichen Waffenschmuggels in der Burg durchgeführt wurde .Die Anordnung sei im übrigen aufgrund eines Psychiaters, Dr. Witschikowski getroffen worden, der für die "Burg" in Haar zuständig ist.

 

Die Kommission fragt empört den Bezirkstagsvizepräsidenten, Gütlein und die Haarer Anstaltsdirektion, "was hat ein angeblicher Waffenschmuggel mit dieser schikanösen Maßnahme zu tun. Wir fordern erstens Aufklärung, ob überhaupt Waffen geschmuggelt wurden oder, ob es sich nur um einen blinden Alarm handelte und zweitens, wie eine solche Maßnahme, die die berüchtigten Hospitalisierungsschäden der ohnehin schon unmenschlich Isolierten noch weiter verschlimmert, von Haar gerechtfertigt ist beziehungsweise vorbeugen kann, um weitere derartige Vorfälle zu verhüten."

 

Viele der bei der Kommission Ratsuchenden Bürger sahen sich dazu genötigt, Geldbeträge an Haar vorzustrecken, damit sie wenigstens Lebenszeichen ihrer Nächsten aus der Burg bekommen konnten. Denn über Wärter dürfen den Insassen, sofern das Geld von irgendjemand hinterlegt wurde, noch Telefongespräche zu nächsten Verwandten und Bekannten handvermittelt werden. Von außen darf niemand mehr in die Burg hineintelefonieren, weil sonst die 'moderne' psychiatrische Kontrolle, die, wie kürzlich berichtet, neuerdings auch 'Schwarze Sheriffs' mit einschließt, nicht funktioniert.

 

 

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Die KVPM wurde 1972 in München von Mitgliedern der Scientology Kirche gegründet und gehört zum weltweit größten Netzwerk zur Aufdeckung von Missbräuchen in der Psychiatrie.