Druck vom Datenschutz: Psychiatriechef muss Zahl seiner Toten nennen!

 

26.11.2006, München/Düsseldorf:


Nach der Beschwerde eines Menschenrechtsvereins fordert das Büro der Landesbeauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit von Nordrhein-Westfalen den leitenden Psychiater der Rheinischen Kliniken Düsseldorf, Prof. Dr. Gaebel, zu einer Stellungnahme auf. Die Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte Deutschland e.V. (KVPM) hatte sich nach der Anzahl der verstorbenen Patienten der Psychiatrie sowie nach der Zahl der angewandten Elektroschockbehandlungen erkundigt, doch der Psychiatriechef verweigert bislang die Auskunft.

 

Die KVPM Deutschland e.V. hatte Prof. Gaebel am 6. Oktober 06 in einem Schreiben aufgefordert, die Zahl der verstorbenen Patienten seiner Klinik nebst Todesursache seit 1975 zu nennen. Im selben Schreiben fordert der Verein Auskunft über die Zahl der angewandten Elektroschockbehandlungen in der Heinrich-Heine Psychiatrie in Düsseldorf während des gleichen Zeitraums. Der Verein beruft sich in seiner Forderung ausdrücklich auf das Informationsfreiheitsgesetz von Nordrhein-Westfalen. Frau Heesen, verantwortliche Sachbearbeiterin bei der Landesbeauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit, sagt zu der Nachforschung des Vereins: "Die Anfrage der KVPM ist durchaus berechtigt, Prof. Gaebel hätte nach vier Wochen etwas von sich hören lassen sollen". Doch seit den unbequemen Fragen sind mittlerweile sechs Wochen vergangen. H. Forstmann, selbstständiger Datenschutzbeauftrager in NRW, sagt: "Prof. Gaebel kann eine so allgemein gehaltene Anfrage der KVPM  nicht einfach ignorieren, er muss antworten". Nach der Beschwerde der KVPM Deutschland e.V. werden die Datenschützer deshalb ihrerseits den Psychiatriechef schriftlich zur einer Stellungnahme auffordern.

 

Die KVPM-Ortsgruppe Nordrhein-Westfalen zeigt derzeit in Düsseldorf, Am Wehrhahn 78-80, auf einer Fläche von über 400 qm auf Stellwänden und mit Hilfe von 14 Videodokumentationen die wohl umfangreichste und erschütterndste Ausstellung über Fehlschläge, destruktive Einflüsse und menschenrechtsverletztende Praktiken der Psychiatrie. Bernd Trepping, Präsident der KVPM Deutschland e.V., sagt: "Wir wissen, dass die Zahl der Todesopfer durch psychiatrische Behandlung nur eines der viel gehüteten Geheimnisse von Psychiatern darstellt. Unsere Ausstellung zeigt u.a., dass in den USA in den letzten 40 Jahren mehr Amerikaner in psychiatrischen Anstalten gestorben sind, als amerikanische Soldaten in allen Kriegen seit 1776 zusammen - dem Irak-Krieg, den Golf-Kriegen, Vietnam, Korea, dem Ersten und Zweiten Weltkrieg, dem Bürgerkrieg und allen Kriegen dazwischen. Dank der Gesetzeslage in NRW ist der Zugang zu diesen Daten möglich, im Gegensatz beispielsweise zu Bayern oder Baden-Württemberg."

 

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Die KVPM wurde 1972 in München von Mitgliedern der Scientology Kirche gegründet und gehört zum weltweit größten Netzwerk zur Aufdeckung von Missbräuchen in der Psychiatrie.