Psychiater dreht durch: Jetzt stellte auch die Polizei Anzeige. Staatsanwalt ermittelt wegen Freiheitsberaubung

 

29.01.2006, München/Ludwigsburg.

Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt gegen einen niedergelassenen Psychiater in Ludwigsburg wegen des Verdachts der Freiheitsberaubung. Der Psychodoktor hatte im Juni diesen Jahres eine Schülerin, ihren Vater und zuletzt auch noch zwei Polizeibeamte in seiner Praxis eingeschlossen und sich geweigert, die Türen wieder zu öffnen. Erst als die Polizei damit drohte, Verstärkung anzufordern, um die Tür der Praxis aufzubrechen, ließ der Arzt seine "Gefangenen" wieder frei. Vater, Tochter und die Polizei Ludwigsburg zeigten den Psychodoktor an.

 

Die 18jährige Gymnasiastin Stephanie M.* hatte Schmerzen in ihrem Knie. Ein Allgemeinmediziner verschrieb Ihr dann ein so hochpotentes Schmerzmittel, dass sie durch die Nebenwirkung in der Schule einen epileptischen Anfall erlitt. Sie wechselte den Arzt, der die schweren Tabletten durch pflanzliche Mittel ersetzte und Stephanie ging es wieder gut. Die Schule verlangte allerdings ein Attest eines Psychiaters über ihren gesundheitlichen Zustand.

Stephanie fand im Telefonbuch die Adresse des Ludwigsburger Psychiaters Markus K. und ließ sich einen Termin geben. "Für mich war der Besuch des Psychiaters nur eine Formsache, die ich erledigen wollte, um meiner Schule das gewünschte Attest zu liefern. Auch von Seiten meines Hausarztes gab es keinen Grund zur Sorge," so die Schülerin. 

Der Psychodoktor interessierte sich jedoch weniger für Stephanies aktuellen Zustand als für ihre Krankenunterlagen. Er las darin, welche Schmerztabletten Stephanie genommen hatte und entschied, sie auf der Stelle in die Psychiatrie einzuweisen. Die Tatsache, dass die Schülerin die Tabletten bereits seit ¼ Jahr abgesetzt hatte, interessiert ihn nicht.

Stephanie M. gelang es zum Glück mit Hilfe ihres Handys, ihre Familie über ihre Gefangennahme zu verständigen, woraufhin Ihr Vater sofort in die Praxis des Psychiaters eilte. Dort wurde er selbst Opfer der willkürlichen Gefangennahme. Nachdem ein Gespräch mit dem cholerischen Psychiater unmöglich war, rief er mit seinem Handy seinen Hausarzt an. Dieser versuchte vergebens den Psychiater in einem Telefonat zur Räson und zu bringen, deshalb verständigte der Hausarzt die Polizei.

Als die Polizei in der Praxis des Psychiaters eintraf, bestand der Psychiater Markus K. immer noch auf die Einweisung von Stephanie M. in die Psychiatrie und hinderte jetzt sogar die Polizisten daran, seine Praxis wieder zu verlassen. Am Ende forderte ein Polizeibeamter schließlich Verstärkung an und drohte dem Psychiater die Praxistüre aufbrechen zu lassen. Dann erst ließ Markus K. alle Beteiligten gehen. Markus K. ist bis heute der Meinung er sei im Recht gewesen. Auf Anfragen der KVPM sagte er:

"Ich wollte, dass Stephanie M. in der Psychiatrie eine Entzugstherapie von den Schmermitteln macht. Letztendlich hat nur die Polizei die Freilassung entschieden, ich war dagegen."

Stephanie M. empfindet jedoch bis heute keine Medikamentenabhängigkeit.

Walter M., Vater von Stephanie berichtet: "Ich bat Herrn K. mir doch die Türe zu öffnen damit ich seine Praxis wieder verlassen kann. Aber anstatt zu öffnen, erpresste er meine Tochter mit den Worten: Entweder du gehst freiwillig in die Klinik oder ich veranlasse, dass du nie wieder in deinem Leben autofahren darfst." 

Stephanie und ihr Vater erstatteten mit Hilfe der in München ansässigen Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte e.V. (KVPM), bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart Anzeige.

Bernd Trepping von der Bundesleitung der KVPM: "Noch nie haben Psychiater in Deutschland so viele Zwangseinweisungen veranlaßt wie heute. Markus K. ist unberechenbar und eine Gefahr für jeden der seine Praxis betritt. Landet jemand durch ihn erst einmal in der Psychiatrie, ist es für Psychiater ein Leichtes ihn dort mit Hilfe der chemischen Keule für immer festzuhalten. Wir fordern deshalb seit Jahren unabhängige Kontrollen der Psychiatrie."

 

* Name geändert

 

 

 

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Die KVPM wurde 1972 in München von Mitgliedern der Scientology Kirche gegründet und gehört zum weltweit größten Netzwerk zur Aufdeckung von Missbräuchen in der Psychiatrie.