Verbot verhaltensmanipulierender psychiatrischer Praktiken gefordert

 

München, den 27.8.1979

 

Mit der Forderung nach einem gesetzlichen Verbot aller "verhaltensmanipulierenden psychiatrischen Praktiken" wandte sich jetzt die "Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte e.V." (Sitz München) an Bundesgesundheitsministerin Antje Huber, an alle Justizminister des Bundes und der Länder, sowie an den Petitionsausschuss des Deutschen Bundestags. Dazu zählen nach Ansicht der Kommission psychochirurgische Eingriffe, Elektroschocks und Drogenexperimente an psychisch kranken Menschen.

 

Immer wieder, so wird betont, kann es nach derartigen "Behandlungen" zu Todesfällen, Selbstmorden oder schweren Persönlichkeitsveränderungen kommen. Erst jüngst sorgte der 24-jährige Bernd L. für traurige Schlagzeilen. Nach mehreren Sittlichkeitsdelikten sollte eine Gehirnoperation seinen Sexualtrieb bremsen. Jetzt wurde er unter dem Verdacht verhaftet, in Hamburg einen 10-jährigen Jungen missbraucht und ermordet zu haben. Ein anderer Patient, Hans-Joachim B. verlor nach einem psychochirurgischen Eingriff im Dezember 1974 das Bewusstsein über seine Handlungen. Er zerstörte Kunstwerke berühmter Maler. Der Schaden wird auf 100 Millionen Mark geschätzt und ist nie wieder gut zu machen. Der Kommission liegen sogar Aussagen von Eltern vor, die zeigen, dass ihr Sohn heimlich und gegen ihren Willen "Seelenoperationen" unterzogen und damit ruiniert wurde!

 

Scharf kritisiert die Kommission in ihrem Schreiben den Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, Hans-Georg Wolters. Er hatte gegenüber dem Stern geäußert: "Vorerst ist kein Gesetz zu erwarten, das die Psychochirurgie reglementiert. Uns fehlen dazu die wissenschaftlichen Grundlagen." Die Kommission: "Herr Wolters schlägt sich mit den eigenen Waffen. Wenn die wissenschaftlichen Grundlagen fehlen, warum ist es dann erlaubt, einfach drauflos zu operieren und Menschen geistig und körperlich zu verstümmeln?"

 

"Da in der Bundesrepublik Patienten durch jene verantwortungslosen Psychiatriepraktiken ihrer grundgesetzlich garantierten körperlichen und geistigen Unversehrtheit beraubt werden, ist unerlässlich", so die Kommission, "dass die gegenwärtig viel diskutierten persönlichkeitsverändernden psychiatrischen Behandlungsmethoden durch gesetzliche Regelungen zu verbieten." Sie verweist in diesem Zusammenhang auf Holland, wo vor vier Monaten per Regierungsbeschluss Kastrierungen, Sterilisierungen, Schockbehandlungen und die Persönlichkeit verändernde Gehirnoperationen an Patienten psychiatrischer Kliniken gestoppt wurden.

 

 

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Die KVPM wurde 1972 in München von Mitgliedern der Scientology Kirche gegründet und gehört zum weltweit größten Netzwerk zur Aufdeckung von Missbräuchen in der Psychiatrie.