Die Gefahren eines neuen psychiatrischen Holocaus

Erstes Symposium gegen Psychiatrieverstöße in München

 

München, den 13. 11. 1979

 

Das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit, elementarste im Grundgesetz festgeschriebene Garantie, war und ist offenbar in der Psychiatrie partiell außer Kraft gesetzt.

 

Jüngstes Beispiel, das Rheinische Landeskrankenhaus Bonn: Erst kürzlich als Einrichtung mit "weltweitem Modellcharakter" gefeiert, ist die mit einem Aufwand von 130 Millionen Mark erbaute Psychiatrieanstalt jetzt als Schauplatz von Todesfällen und unglaublichen Missständen bekannt geworden. 91 Patienten sind in den letzten Monaten schwer verletzt worden, vier starben. Für Klinikchef Professor Albert Huhn sind derartige Verletzungen "an der Tagesordnung". Ein Gerichtspsychiater stellte bei einer 43jährigen Frau eine "fast wahnhaft zu nennende Religiosität" fest, weil sie oft zur Kirche geht. Damit trug er dazu bei, dass die Frau für verrückt erklärt und für 10 Monate in die Nervenheilanstalt Haar eingewiesen wurde. In nahezu allen Bundesländern gibt es noch immer sogenannte "Unterbringungs-" oder "Verwahrungsgesetze", die Zwangsbehandlung und Briefzensur zulassen.

 

Mit derartigen Missständen und ihren Parallelen zur Nazi-Zeit werden sich namhafte Referenten aus dem In- und Ausland auf dem ersten Symposium für Psychiatrieverstöße beschäftigen, dass am 23. November im Künstlerhaus in München (Beginn 15.00) von der "Kommission
für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte e.V." veranstaltet wird.

 

Als Sprecher haben sich angesagt: Dr. Simon Wiesenthal (Leiter des jüdischen Dokumentationszentrums in Wien), Dr. Philipp Sonntag (Ökologe), Dr. Günter Weigand (Sozialanwalt und Schriftsteller), Prof. Dr. Alfred Schroedter (Universitätsprofessor und Arzt), Theodor Weißenborn (Schriftsteller und Psychologe, Mitglied des internationalen P.E.N.-Clubs), Dr. Werner Vogt (Arzt und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für kritische Medizin in Wien) und Dieter Storz (Publizist und Ehrenvorsitzender der Kommission).

 

Interessenten können Eintrittskarten für das Symposium (Unkostenbeitrag 10 Mark) schriftlich oder telefonisch bei der Kommission anfordern (Anschrift: Lindwurmstr. 29, 8000 München 2, Tel. 53 12 71). 

 

 

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Die KVPM wurde 1972 in München von Mitgliedern der Scientology Kirche gegründet und gehört zum weltweit größten Netzwerk zur Aufdeckung von Missbräuchen in der Psychiatrie.