"MENSCHENRECHTE AKTUELL"

Informiert über Psychiatrieverstöße

 

München, den 28. 5. 1979

 

In der neuesten Ausgabe ihrer monatlichen Mitteilung "Menschenrechte Aktuell" weist die "Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte e.V." auf eindrucksvolle Erfolge hin, die sie und ihre Schwestervereinigungen im deutschen und internationalen Kampf gegen skandalöse Menschenrechtsverletzungen in der Psychiatrie errangen.

 

Die Mitteilung enthält Berichte über amerikanische Psychiatriepatienten, die sich zu einer starken Menschenrechtsbewegung vereint haben und offen die traditionellen psychiatrischen Behandlungsmethoden und Krankheitsbegriffe angreifen. Der international renommierte Psychiatrieprofessor Dr. Thomas Szasz von der State University New York, ein langjähriger Kritiker seines eigenen Berufsstandes, bezeichnet die Bewegung der Patienten sogar als "die einzige Hoffnung einer Beendigung des Horrors der psychiatrischen Unterdrückung". Die österreichische Schwestervereinigung der Kommission erarbeitete einen Gesetzesentwurf für eine Neuregelung der Entmündigungsverordnung. "Als genau jenes umfassende Psychiatriegesetz, dass er wolle", äußerte sich Österreichs Justizminister Christian Broda anerkennend zu dem Entwurf. Damit soll die menschenunwürdige Entmündigung abgeschafft werden. Einen ähnlichen Erfolg errang die niederländische Schwestervereinigung, die wesentlich dazu Beitrug, dass per Regierungsbeschluss in den niederländischen psychiatrischen Anstalten Psychochirurgie, Sterilisation und Elektroschocks verboten wurden. Dass in der Bundesrepublik die Rechte psychisch Kranker noch immer sehr im Argen liegen, wird in der Mitteilung an einem Gutachterskandal verdeutlicht. Der 35jährige Herbert J. aus Kempten (Bayern) kämpft nach 20 Anstaltsaufenthalten seit 14 Jahren um seine Rehabilitierung. In einem geradezu "schizophrenen" psychiatrischen Gutachten wurde er als "evidenter Leistungsversager" abgestempelt, gute Zeugnisse dokumentieren jedoch das Gegenteil. Wie ein derartiges "Gutachten" mit ärztlicher Ethik zu vereinbaren ist, bleibt ungeklärt. Noch heute ist Herbert J. entmündigt, obwohl er sich nichts sehnlicher wünscht, als endlich ein normales Leben führen zu können. Scharf kritisiert die Kommission in der Mitteilung einen kürzlich vom Bayerischen Senat beschlossenen Gesetzesentwurf über "Hilfen und Schutzmaßnahmen für psychisch Kranke", weil durch den Entwurf "drastische Einschränkungen der Grundrechte der Patienten" und weitere "psychiatrische Kontrolle" etabliert werden.

 

Interessenten können "Menschenrechte Aktuell" kostenlos bei der Kommission anfordern (Anschrift: Lindwurmstr. 29, 8000 München 2).

 

 

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Die KVPM wurde 1972 in München von Mitgliedern der Scientology Kirche gegründet und gehört zum weltweit größten Netzwerk zur Aufdeckung von Missbräuchen in der Psychiatrie.