Boykott von Psychiatrieweltkongress gefordert

 


München, den 3. 7. 1979

 

In Schreiben an die "Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Nervenheilkunde" und an das "Deutsche Nationalkomitee für seelische Gesundheit" hat jetzt die "Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte e.V." (Sitz München) die beiden Vereinigungen aufgefordert den vom 8.-13. Juli in Salzburg stattfindenden "Weltkongress für psychische Hygiene bei Kindern und Familien" zu boykottieren.

 

Als Veranstalter tritt eine "World Federation for Mental Health" (Weltvereinigung für geistige Gesundheit) in Erscheinung, über deren Absichten und Ziele in der Öffentlichkeit so gut wie nichts bekannt ist, Anlass für diesen spektakulären Schritt der Kommission sind als totalitär zu wertende Äußerungen von zwei der Hauptorganisatoren der Veranstaltung, den Psychiatrieprofessoren Spiel und Harrer. Die Kommission befürchtet, dass der Psychiatriekongress in Salzburg dazu missbraucht wird, um mithilfe "psychischer Hygiene" psychiatrische Kontrolle auf dem Gebiet von Erziehung und Familie zu etablieren.

 

Kinderpsychiater Walter Spiel, Vorstand der Universitätsklinik für Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters in Wien, befiehlt in einem klinikinternen Rundschreiben: "Anordnungen sämtlicher Personen gegenüber Patienten sind durchzusetzen, im Fall des Widerstands oder der Widersetzlichkeit ist offensichtlich ein Krankheitszustand gegeben, der vom Dienstarzt in entsprechender Weise zu behandeln ist (Bettruhe, eventuell beruhigende Medikation). Ausgänge sind ein therapeutisches Mittel einerseits. Er soll wohlüberlegt erteilt werden. Ansonsten sind Ausgänge ein Benefizium, das durch Wohlverhalten verdient wird. Dasselbe gilt für alles andere, das dem Patienten den Klinikaufenthalt angenehm macht. Selbstverständlich können diesbezüglich Verbote ausgesprochen werden."

 

Der Leiter der Salzburger Universitätsnervenklinik, Prof. Gerhart Harrer, kann sogar auf eine nationalsozialistische Vergangenheit zurückblicken. In einem"Reichs- und Sicherheitsfragebogen"gab Harrer am 20. März 1940 erschöpfend über sich Auskunft: Mitglied im NS-Schülerbund 1933, in der SS (Mitgliedsnummer 30 30 67) und in der NSDAP (Mitgliedsnummer 812 18 57) seit Februar 1938 . "Urkundlich überprüft" wurde das Dokument von dem berüchtigten Eugenikprofessor Eugling, dem damaligen Vorstand des "Hygienischen Instituts der Universität Wien", wo Harrer ebenfalls beschäftigt war.

 

Am 21. März 1969 verkündete Harrer voller Stolz auf einem Symposium seinen Kollegen die Ergebnisse von Pharmakaexperimenten in seiner Klinik. Wortreich referierte er über den Tod einer Patientin, der hohe Dosen Imipramin verabreicht wurden: "Da diese Dosis ohne Nebenerscheinungen vertragen wurde, bekam sie ungefähr 4 Stunden später noch weitere 50 mg Imipramin. Schon etwa 10 Minuten später kam es zur hochgradigen psychomotorischen Unruhe mit Todesangst, Kopfschmerzen, Engegefühl in der Brust, Tremor, gepresster großer Atmung,... Die Patientin wurde zunehmend komatös, wälzte sich im Bett herum und kam etwa 1 Stunde nach Beginn der akuten Erscheinungen ad exitum".

 

Harrers Vergangenheit hielt ihn auch nicht davon ab, die inhumane Sowjetpsychiatrie reinzuwaschen. Auf einer Studienreise in Russland, organisiert von der Kommunistischen Partei Österreichs, stellt Harrer laut "Volksstimme" :(Zentralorgan der österreichischen Kommunisten) fest: "Bewundernd haben wir zur Kenntnis genommen, dass vieles, was wir in Österreich nach dem Krieg von den Engländern und Amerikanern als deren Erfindung übernommen haben, in der Sowjetunion seit vielen Jahrzehnten erfolgreich angewendet wird. Was wir in diesen Tagen hier gelernt haben, werden wir versuchen, bei uns in Österreich in die Tat umzusetzen."

 

Nach Ansicht der Kommission "verhöhnen die Totalitarismen von Spiel und Harrer alle Menschenrechte und degradieren das Kongressthema der World Federation for Mental Health zur Farce." Ebenso wird von "einer ernsthaften Bedrohung für die Gesellschaft" durch die Einmischung derartiger Psychiater in Familie und Erziehung gewarnt. Das Schreiben der Kommission an die beiden bundesdeutschen Psychiatrievereinigungen schließt mit dem Appell:"Es ist unter diesen Voraussetzungen zu befürchten, dass hier mit der psychischen Hygiene auch eine totalitäre psychiatrische Kontrolle auf dem Gebiet der Erziehung etabliert werden soll. Wir fordern Sie daher mit aller Dringlichkeit und in ihrem eigenen Interesse auf, dieses Unternehmen nicht durch Ihre Beteiligung aufzuwerten und den Kongress zu boykottieren.

 

 

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Die KVPM wurde 1972 in München von Mitgliedern der Scientology Kirche gegründet und gehört zum weltweit größten Netzwerk zur Aufdeckung von Missbräuchen in der Psychiatrie.